Leben und Arbeiten mit Schizophrenie: Ein Erfahrungsbericht
Hi, ich bin Maja, Jahrgang 1988 – Computerfreak seit ich denken kann, leidenschaftliche Techniknerdin und, wie sich herausgestellt hat, auch chronische Schizophrenikerin. Klingt dramatisch, oder? Keine Sorge, ich stehe da drüber. Die Schizophrenie und ich haben uns mittlerweile irgendwie arrangiert. Es ist eine etwas seltsame WG, aber hey, wer hat schon das perfekte Leben?
Ich will euch heute ein bisschen darüber erzählen, wie mein Alltag aussieht, mit dem besonderen Extra einer chronischen psychischen Erkrankung. Ja, Schizophrenie ist eine der berüchtigten Diagnosen, die man aus Filmen kennt, wo der Protagonist entweder Stimmen hört, die er nicht hören sollte, oder in irgendeiner Verschwörung steckt, die nur er sehen kann. So spektakulär ist es in der Realität allerdings nicht. Zumindest nicht immer.
Alltag mit Schizophrenie – Kein Horrorfilm, aber auch kein Spaziergang
Schizophrenie, wie sie bei mir auftritt, ist eher wie das ständige Rauschen im Radio, das man nicht abstellen kann. Da sind diese Gedanken, die manchmal einfach nicht die richtigen Frequenzen treffen. Es gibt Tage, da bin ich vollkommen klar – und dann gibt es Tage, da frage ich mich, ob ich das wirklich bin, die da denkt. Früher hatte ich mehr mit Wahnvorstellungen zu kämpfen. Da wurde eine einfache Autofahrt auf der Autobahn zum Horrortrip, weil ich sicher war, dass mich der Wagen hinter mir verfolgt. Heute ist es dank Medikation und Therapie viel besser geworden.
Ich nehme jeden Morgen meine Medikamente. Die sind sozusagen mein Rettungsanker. Ohne sie würde sich mein Gehirn wieder in den Modus „Verschwörungstheorie live erleben“ umschalten, und ganz ehrlich – darauf habe ich keine Lust. Es gibt natürlich auch Nebenwirkungen. Manchmal fühle ich mich wie ein Zombie, und der morgendliche Kaffee ist mehr als ein Ritual. Aber das ist ein kleiner Preis für die Kontrolle über mein eigenes Denken.
Arbeit und Schizophrenie – Eine Balanceakt
Ich arbeite derzeit im zweiten Arbeitsmarkt als Kartonage-Mitarbeiterin. Der Job ist einfach, körperlich, und das ist für mich perfekt. Warum? Weil es meinem Kopf gut tut, einfache, repetitive Aufgaben zu haben. Das lässt weniger Raum für diese seltsamen Gedanken, die sich manchmal einschleichen wollen.
An manchen Tagen ist es hart. Soziale Interaktionen sind für mich inzwischen eine riesige Herausforderung. Seit der Corona-Zeit habe ich eine soziale Phobie entwickelt. Der Gedanke, mit Fremden zu reden, lässt mich zittern. Ich glaube, es ist eine Mischung aus der Unsicherheit, was real ist, und meiner chronischen Schüchternheit, die diese Angst gefüttert hat. Die Pandemie hat uns alle verändert, aber für mich hat sie eine zusätzliche Barriere geschaffen, die ich täglich zu überwinden versuche.
Mein Arbeitsplatz ist zum Glück ein Ort, an dem ich nicht viel reden muss. Die Leute wissen, dass ich nicht diejenige bin, die in der Mittagspause Witze erzählt. Ich bin eher die, die ruhig in der Ecke sitzt, vielleicht mit einem Computer-Podcast im Ohr. Das ist in Ordnung für mich. Ich versuche, mir keinen Druck zu machen, mehr zu sein, als ich an einem guten Tag sein kann.
Herausforderungen und kleine Siege
Das Leben mit Schizophrenie bringt viele Herausforderungen mit sich. Eine davon ist der konstante Kampf um Selbstfürsorge. Ich muss mehr auf meine Gesundheit achten als der Durchschnittsmensch. Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und wenig Stress – das sind keine Empfehlungen, sondern Überlebensstrategien. Wenn ich das Gleichgewicht verliere, rutsche ich schnell in eine Phase ab, in der die Stimmen wieder lauter werden und die Paranoia sich wie ein Schatten über alles legt.
Es gibt aber auch diese kleinen Siege, die mich motivieren, weiterzumachen. Ein Tag, an dem ich ohne Panikattacke in den Supermarkt gehen kann. Eine Woche, in der ich mich bei der Arbeit fokussiert fühle. Ein Gespräch mit einer Kollegin, das nicht völlig verkrampft ist. Für andere mögen das Kleinigkeiten sein, für mich sind es Momente, in denen ich mich stärker fühle als die Krankheit.
Schizophrenie und Humor – Geht das?
Ich denke, man muss über das Leben mit Schizophrenie auch lachen können. Es gibt Tage, da denke ich mir: „Hey, wenigstens ist mir nie langweilig.“ Und ja, manchmal ist es sogar komisch, wenn ich merke, dass ich eine halbe Stunde damit verbracht habe, mich mit Gedanken auseinanderzusetzen, die absolut keinen Sinn ergeben. Da gibt es diesen Moment des klaren Erkennens: „Ach, da ist sie wieder, meine kleine Geistesstörung.“ Ein bisschen Galgenhumor gehört dazu.
Ich versuche, die Dinge leicht zu nehmen, ohne sie zu verharmlosen. Schizophrenie ist kein Witz, aber mein Leben muss auch nicht die ganze Zeit ernst sein.
Fazit – Ein unperfektes, aber lebenswertes Leben
Ich lebe mit Schizophrenie, aber sie definiert mich nicht vollständig. Ich bin Maja, Technik-Nerd, Kartonage-Mitarbeiterin, Schüchterne mit einer Prise sozialer Phobie, und jemand, der es schätzt, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen – Schritt für Schritt.
Die Diagnose hat mein Leben auf den Kopf gestellt, das ist klar. Aber sie hat mir auch beigebracht, mich selbst besser zu verstehen und zu akzeptieren. Und wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, diese soziale Phobie in den Griff zu kriegen und sogar mal auf einem igami-Treffen aufzutauchen. Bis dahin freue ich mich einfach, Teil dieser großartigen Community zu sein, auch wenn es nur online ist.
Das Leben mit Schizophrenie ist wie das Leben mit einem besonders eigenwilligen Mitbewohner – nicht immer einfach, aber es gibt Mittel und Wege, sich zu arrangieren.